nix

Die Abschlußzeitung HÖRAUF
der Jgs 13 des APG 1982

nix




Es wird einmal ...


eine Zukunftsperspektive von Sabine Heydrich

Ich ging im Walde so vor ich hin,
die Natur zu erleben lag mir im Sinn.
Doch horch, was raschelt dort hinterm Baum?
Es ist der Georg, ich glaub es kaum!
Diskret in grün, von Kopf bis Fuß,
er Wald und Flur bewachen muß.
Da gibt's viel zu reden und zu berichten,
wir schwelgen in alten Schulgeschichten.
bis plötzlich ein drohend-betäubendes Krachen,
ein Stampfen, ein Rattern und ab und zu Lachen
das sanfte Rauschen der Bäume zerstört
und erschreckt man laute Kommandos hört.
Dann sind wir auch schon ganz umkreist,
von Soldaten und Panzern, was das wohl heißt?
Da naht ein hohe und stolze Gestalt
und befiehlt streng: "Abteilung halt!
Dies ist ein Manöver, damit Sie's wissen!"
Doch mit Augen, ganz weit aufgerissen,
da rufen nun gemeinsam wir:
"Hurra, der Thomas ist auch schon hier!"
Da ist die Freude übergroß
und Thomas schickt die Soldaten los.
Das Bedürfnis nach Entgrenzung wächst rapide an,
wir beschließen, daß man nun etwas trinken kann.
Und Generalmajor Drove weiß auch schon Bescheid,
eine tolle Kneipe sei gar nicht weit.
Und wie wir so wandeln die Straße hinauf,
da fällt mir im Garten eine Mutter auf.
Mit zwei süßen Töchtern in Kleidern so fein,
die werden bestimmt selbstgeschneidert sein.
Wie kommen näher und ich erkenne
die Mutter und laut ich sie Margret nenne.
Ja, unser Gretchen, das Schneiderin war,
ist Mutter nun mit Haut und Haar.
Zu viert geht's weiter die Straße hinauf,
die Erinnerungen verschnellen den Lauf.
Wir kommen an einem Schlößchen vorbei,
romantisch gelegen, "Dornröschen II"
und sanftes Schnarchen dringt an unser Ohr,
das ist der Wolfgang, er steht dort am Tor.
Ganz leise schleichen alle Mann,
damit er ruhig schlafen kann.
Doch plötzlich ein Ruf dort aus der Natur,
"bleibt stehen, für eine Sekunde nur!",
und es stürzt hervor dort aus dem Wald
eine uns allen vertraute Gestalt.
Mit Pinsel und Leinwand in seiner Hand
bleibt er vor uns stehn, wir sind wie gebannt!
Als begnader Künstler geschätzt und bekannt,
ist der Ludger nun in Stadt und Land.
Doch sein Ruhm, der ist vergessen fix,
er ist noch der alte, da gibt's nix!
Nun ist die Kneipe schon gar nicht mehr weit,
doch was stehen dort hinten für Mengen von Leut?
Doch Margret kennt sich hier gut aus:
"Das ist das berühmte Kinohaus!"
Ein neuer Film hat Premiere dort,
dafür kommen die Leute von jedem Ort.
Denn etwas besonderes ist der Film ganz bestimmt,
wenn Starregisseur Daverkausen sich seiner annimmt.
Der Erfolg, der flog ihm bald schon zu,
denn sein Mäzen war "Lötters Schuh"
Für unseren Uwe war die Kultur
schließlich nicht nur was für's Abitur.
Nun geht es einige Stufen herab,
wir sind endlich da, im "Philosophengrab".
Dort neben der Tür lehnt ein kräftiger Mann,
er sieht uns schräg von der Seite an.
Ich betrachte ihn näher, bekannt sieht er aus.
Und dann fällt's mir ein: "na klar, das ist Klaus!"
Seine steile Karriere als Boxer im Ring
durch sein Temperament jäh zu Ende ging.
Nun arbeitet er als Rausschmeißer hier,
sein Body-Building ist nützlich dafür.
Wir treten ein, der Raum ist knallvoll
wie man wohl hier einen Tisch finden soll?
Wir blicken suchend im Saale herum,
doch auf einmal gucken wir nur noch dumm:
dort hinterm Tresen kommt hervor jetzt der Wirt,
er stürzt auf uns zu und ruft, daß es klirrt:
"Na, kaum zu glauben, wo kommt ihr denn her?"
Das ist der Uli, wir fassen es schwer!
Zwei Seelen stritten in seiner Brust,
Meßdiener und Juso, es war schon ein Frust!
Also beschloß er, um keiner den Vorzug zu geben,
als Wirt ließe sich wohl auch ganz gut leben.
Wir bekommen den besten Platz im Lokal,
das Bier, das wir trinken, ist auch nicht schal.
Und manche Erinnerung lebt wieder auf,
so nimmt der fröhliche Abend den Lauf.
Und auch die Musik ist wirklich sehr gut,
da kommt der Klavierspieler rum mit 'nem Hut.
Tiefe Ringe unter den Augen hat er
und auch das Gehen fällt ihm schon schwer.
Mitleidig blicke ich in sein Gesicht,
das ist doch der Peter, ich glaube es nicht!
Sein Blick bleibt plötzlich auf uns hängen,
er beginnt sich durch die Menge zu drängen.
Und nun ist er da, erzählt uns sein Leben,
herbe Enttäuschungen prägten sein Streben.
Jetzt muß er auch schon zurück ans Klavier
erschüttert trinken wir schnell noch ein Bier.
Doch lange dauert das Klavierspiel kaum,
andere Klänge erfüllen dafür den Raum,
fetziger und rockig, es reicht alle mit,
das ist im Moment der Superhit,
von Exciter, denn die sind jetzt ganz groß,
das ist für den Jörg natürlich famos!
Sein langer Traum, der wurde nun war,
doch mit dem Talent war das ja wohl klar.
Auf einmal beginnt sich alles um mich zu drehen
hab ich zu tief schon ins Glas gesehen?
Ich sehe Gesichter, lang schon vergessen,
mit denen ich einst auf der Schulbank gesessen,
und Scharen von Lehrern ziehen an mir vorüber,
ich kann sie nicht fassen, auf einmal wird's trüber
und alles verschwimmt rund um mich her,
und dann ist alles auf einmal nur leer.
Bis ich endlich erwache, zu Hause im Bett,
und mich frage, ob ich alles geträumt nur hätt.
Blick auf den Kalender und ich verstehe:
zum letzten Mal ich heut zur Schule gehe.
Denn es ist der 18. Juni heute,
zur Abifeier kommen noch einmal die Leute
und dann ist dieses Kapitel zu Ende,
es winken Beruf, der Bund oder Strände.
Die Neugierde aber, die bleibt bestehn,
ob wir uns wirklich so wie im Traum wiedersehn?



© 2002 Klaus Ortwein - KraKor
Letzte Aktualisierung: 25.11.13